Hsipaw
Heute morgen gut im Hotel gefrühstückt. Eine Schar Touristen ist angereist, die wohl aus Belgien und Frankreich kamen und es nicht der Mühe wert fanden, auch nur ein Wort burmesisch zu lernen oder „bitte“ und „danke“ zu sagen, und auch noch auf Sachen zum Frühstück bestanden, die es hier nun mal nicht gibt. Die haben das arme Personal ganz schön gequält. Für uns aber heißt es nun Abschied nehmen vom Kandagyi Hill Resort…
Um 8h30 sollte uns Nwe abholen, aber um 8h45 sind Sie und der Fahrer noch immer nicht da. Wir machen uns Sorgen und lassen Nwe am Handy anrufen. Sie ist gerade am Bahnhof, die Zugtickets kaufen, der Schalter hatte verspätet geöffnet, weil auch der Zug eine Stunde Verspätung hat und man die Tickets erst eine Stunde vor Abfahrt kaufen kann. Kurz darauf kommen sie uns auch schon abholen und es geht ab zum Bahnhof
Naung Hkio…
Nwe hat Tickets fuer die Upper Class gekauft, aber die ist voller Touristen und ganz anders als die Ordinary Class, mit der die Einheimischen reisen, außerdem hat die Upper Class Fensterscheiben, das ist für Filmen und Fotografieren nicht so toll.
Zudem gehen auch die Verkäufer mit ihren Waren nicht durch die Upper Class, also entscheiden wir uns, trotzdem in die Ordinary Class einzusteigen, um auch mehr von Leben der Einheimischen mitzuerleben. Das wird sich auch als goldrichtige Entscheidung erweisen, denn einerseits herrscht in der Upper Class Krieg zwischen den Touristen um die besten Plätze für Fotos, man kann auch kein Foto dort machen, ohne Touristenkameras auf den Fotos zu haben. Andererseits haben wir in der Ordinary Class unterhaltsame Gespräche und Erlebnisse mit den Einheimischen.
In der Ordinary Class sind die Fenster ohne Scheiben, die Türen sind während der Fahrt offen und ermöglichen tolle Aufnahmen, die Bänke sind aus Holz und ohne Polster, es riecht nach den einheimischen Zigarren, welche die Reisenden rauchen und ein bisschen auch nach der Toilette am Gang 😀
Der Wagon ist recht desolat, aber fahrtüchtig….
Die Fahrt von Pyin Oo Lwin nach Hsipaw dauert mehr als 4 Stunden, und da uns eigentlich nur die Fahrt über das Goktheik Viadukt wichtig ist, fahren wir mit dem Auto nach Naung Khio und steigen dort erst zu.
Da wir ca. 1 Stunde vor dem Zug bei diesem Bahnhof sind, essen wir noch eine Suppe in einem kleinen Teeladen der Ortschaft, und unser Fahrer besteht darauf, uns einzuladen. Mittlerweile sind wir ja schon mehr eine vierköpfige Reisegruppe als ein Duo mit Fahrer und Reiseleiterin, aber wir verstehen uns auch sehr gut untereinander.
Dann geht es zurück zum Bahnhof, wo wir die absolut einzigen Ausländer sind und auch entsprechend bestaunt werden.
Ein Einheimischer quatscht uns konfus die Ohren voll, er dürfte zu viel Rauschmittel erwischt haben. Erst als ihm unser Fahrer etwas Geld zusteckt, verschwindet er. Dann kommt auch schon der Zug, natürlich mit einiger Verspätung, und eine wunderschöne Fahrt durch das Shan-Land beginnt, mit dem Höhepunkt der Überquerung des etwa 700 m langen und 300 m hohen Goktheik-Viaduktes.
Gok Theik
Doris fotografiert und Walter filmt auf den Stiegen des Einstieges sitzend. Nwe macht sich extreme Sorgen und ist voller Angst, dass Walter aus dem Zug fallen und 300 m abstürzen könnte. Das ist auch nicht so weit hergeholt, denn wenn man auf den Stufen des Einstieges sitzt, muss man extrem aufpassen und sich gut festhalten, weil einem immer wieder die Türe in den Rücken knallt. Es ist also wirklich nicht ungefährlich, aber die Aufnahmen werden schon toll !
Es geht durch dunkle Tunnels, und die Äste der Sträucher knallen durch die offenen Fenster ins Innere des Wagons, denn der Abstand zwischen Zug und Steinwand und Sträuchern beträgt fast ständig nur Zentimeter !!!!
Die Einheimischen rufen uns immer zu, auf welche Seite des Wagons wir gehen sollen, um gute Motive zu erhalten. Alte Männer oder Frauen oder such kleine Jungs geben uns ständig Tipps, was als nächstes Sehenswertes kommt.
Auch Nwe ist nun froh, in der Ordinary Class zu fahren, denn unter lauter Touristen fühlt sie sich alleine und nicht wohl, hier aber plaudert Sie die ganze Zeit mit Einheimischen, etwa mit einer netten Verkäuferin, die sich zu uns gesetzt hat und die Walter einmal aufgefangen hat, als der Wagon mal wieder ziemlich durchgeschüttelt wurde und Walter gerade stand. Als Dank kaufen wir ihr auch Einiges ab.
Die Verkäufer fahren mit dem Zug jeden Tag einmal hin und einmal zurück , öfter fährt der Zug auch nicht. Und in die Upper Class gehen die Verkäufer auch nicht. Ein Mann schimpft die Verkäuferin allerdings, weil er glaubt, das wir Touristen unsere Ruhe haben und nicht belästigt werden wollen, aber auf uns trifft das absolut nicht zu. Und während die anderen Touristen in ihrem Abteil um die besten Plätze für Fotos kämpfen, machen uns die Einheimischen mit Freude Platz für gute Fotos….
Nawngpeng
Nach 2 Stunden ist dieses schöne Abenteuer auch schon wieder vorbei, leider. Unser Fahrer ist mit dem Auto voraus gefahren, aber er kommt nicht bis zu unserem Ausstiegsbahnhof Nawngpeng durch, weil ein defekter LKW den Weg blockiert, und so müssen wir dann vom Bahnhof eine kleinere Strecke zu Fuß bis zum Auto zurücklegen.
Von Nawngpeng geht es dann per Auto weiter nach Hsipaw, mit einer Pause in einem kleinen Restaurant am Weg, wo wir wieder extrem leckeres Shan-Essen zu uns nehmen können. 6500 Kyatt für 4 Personen inklusive Trinkgeld, also 6,50 Euro. Und dafür bekommt man Essen aufgetischt bis zum Abwinken.
Nach dem leckeren Essen geht’s weiter Richtung Hsipaw,
Unterwegs passieren wir eine schöne Pagode, die besichtigt werden will, nämlich die hier sehr berühmte
Bawgyo Pagode
Das Heiligtum in der Mitte dürfen Frauen nicht betreten, und so geht Walter mit Videokamera und Fotoapparat ausgerüstet hinein, um Video und Fotos zu schießen.
Unser Fahrer hat seine Liebe zum Videofilmen und Regie führen entdeckt und macht wieder mal mit Walters Videokamera ein paar Videoaufnahmen nach seinen Vorstellungen.
Hsipaw
„Mr. Charles“
Schließlich erreichen wir Hsipaw und beziehen unser Zimmer 312 im bekannten Hotel namens „Mr. Charles“ , welches sich als wesentlich schöner als erwartet herausstellt. Von wegen „Basic“, wie uns der amerikanische Besitzer des „Golden Triangel“ in Pyin Oo Lwin weismachen wollte. Sogar WLan gibt es hier, und es funktioniert sogar zeitweise mal 😀
Nachdem wir die Koffer im Zimmer haben und der Toilette einen Besuch abgestattet haben, geht es zum Sonnenuntergang zu Fuß einen Berg zu einer Pagode hoch, den „Sunset Hill„. Unser Fahrer parkt den Wagen am Fuße des Berges und ein Dolm von Tourist, der eine auffällige Ähnlichkeit mit Woody Allen aufweist, kniet sich hinter den Wagen, um seine Socken anzuziehen. Natürlich kann ihn unser Fahrer so nicht im Rückspiegel sehen und will schon den Wagen zurücksetzen, als ihn Nwe durch lautes Schreien davon abhält. Jetzt kennen wir auch den Grund fuer die immer wieder auftauchenden Hinweisschilder „take care of tourists„, hahaha…
… die er auch in der Pagode anlassen wird….
Dann geht es so 30 Minuten den steilen Berg hoch, wir nehmen ein paar Abkürzungen und überholen einige andere Touristen, auch den Dolm.
Sunset Hill
Oben angelangt reicht uns ein Mönch ein Gästebuch, wir tragen uns mit Namen, Datum und Herkunftsland darin ein und stellen bei Durchsicht fest, dass der Großteil der im Buch eingetragenen Touristen aus Österreich kommt. Ist auch nicht verwunderlich, hat doch hier die aus Österreich stemmende Shan-Prinzessin Inge Sargent mit ihrem Mann, den König von diesem Shan-Staat gelebt, der aber vom Regime verschleppt wurde und bis heute verschwunden ist. Die Prinzessin selbst lebt heute in Amerika, und morgen werden wir ihren ehemaligen Palast besuchen.
Blick vom Sunset Hill e aus über Hsipaw
In der Pagode treffen wir wieder auf den Dolm, der sich zwar brav die Schuhe ausgezogen hat, aber nicht die Socken. Es handelt sich also um einen Überdrüber-Dolm !!!
Zudem treffen wir auf zwei süße Miezekatzen, die wir ein wenig füttern.
Wir bewundern den Sonnenuntergang über Hsipaw …
…und kehren schließlich in unser Gästehaus zurück, das „Mr. Charles Guesthouse„.
Es gibt zwar noch 2 weitere Hotels hier, aber die haben keine Lizenz, um Ausländer beherbergen zu dürfen, also macht Mr. Charles hier das große Geld ganz allein…
Wir verabreden uns mit Nwe für morgen 7 Uhr zum Frühstück, unser erstes Gemeinsames seit Reiseantritt, da Nwe bislang immer in anderen Hotels wohnen musste. Frühstück gibt es von 7 h bis 9h , und wenn man zu spät kommt, gibt es keinen Tisch mehr und man muss im Freien frühstücken, was eine recht kalte Angelegenheit darstellt. Am frühen Morgen kann man gut 2 Jacken gebrauchen, aber dann wird es schnell affig heiß !
So hoffen wir, morgen einen Tisch zu bekommen. Nach dem Frühstück kommen die Koffer ins Auto, dann geht es zum Palast unserer österreichischen Shan-Prinzessin, und dann weiter nach Lashio an die Grenze zu China….